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erschienen in: SBB-Zeitung, Ausgabe 17 vom September 2006.

Das Ding.
Wer seinen Kunden etwas flüstern will.

Eigentlich kommt es nur in zwei Situationen zum Einsatz. Wenn kein Zug fährt oder wenn viel mehr Züge fahren: Das Megafon.

Geschätzte 200 Flüstertüten warten bei der SBB still auf ihre seltenen, aber lautstarken Einsätze. Die Betriebswehr hat eines auf jedem Lösch- und Rettungszug. Die Betriebsführung hat mehrere auf Bahnhöfen und in Pikettfahrzeugen. Meistens hat auch das Ereignismanagement von Kundenbeziehungen und Services eins.

Es kommt dort zum Einsatz, wo es den Lautsprechern an einer Stimme fehlt: Auf Bahnhofsvorplätzen oder Passerellen etwa. Patrick Eicher vom Ereignismanagement zählt auf: «Zuletzt brauchten wir das Megafon nach dem Robbie-Williams-Konzert, auch wenn es Busersatz gibt oder damals beim Stromausfall.»

Die erste «Sprechtrompete» hat der Engländer Samuel Morland 1670 erfunden. Mit dem gekrümmten Trichter verbesserte man die Wirkung. Heute sind die Sprachrohre elektronisch verstärkt und können schmerzlich laut wie ein Gewehrschuss sein.

Solche Leistungen erreichen die SBB-Megafone nicht. «Bei grossen Menschenmengen sind wir nur auf wenige Meter hörbar», bemerkt Eicher. Und wenn das Ding zu laut eingestellt ist, gibts das Pfeifen der Rückkopplung.

Wer das Sagen haben will, dem empfiehlt Patrick Eicher: «Das Gerät ganz nah an die Lippen führen. Laut und deutlich sprechen. Und wichtig: Vorher überlegen, was man sagen will.»

© SBB/Michael Bartnik


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