Flirten im Eilzugtempo. Anderthalb Ringrunden ins Glück. |
Für die einen ist es eine Verschwörung der Pralinen- und Blumenindustrie, für andere der Anlass, sich gegenseitig die Liebe zu bekunden. Für manche ist es aber auch ein Tag, an dem sie wieder allein den Feierabend vorm Fernseher verbringen. Das wollte Jael auf jeden Fall verhindern. „Ein schöner Abend soll es werden“, dachte sich die 35-jährige Augenoptikstudentin und meldete sich für den Flirtexpress an. Die Neuberlinerin fährt viel und gerne S- und U-Bahn und ist dabei auf die Anzeigen aufmerksam geworden. Sie registrierte sich im Internet. 44 Singles wurden für die Fahrt ins Glück in der Panorama-S-Bahn ausgelost, 60 für den RE 2. Mit einer Rose und einem Glas Sekt wurde Jael am Potsdamer Platz empfangen. Ihr erster Eindruck: „Da ist schon der eine oder andere attraktive Mann dabei. Aber man muss sich erstmal unterhalten.“ Der 36-jährige Kay verrät, dass ihn ein Freund heimlich registriert hat. Erst bei der Herfahrt offenbarte er, was für den Abend auf dem Fahrplan stand. 19.08 Uhr: Der mit Ballons und Herzen geschmückte, gläserne Zug setzte sich in Bewegung. Die alten Motoren röhrten, wie man es von früher kannte. Die Damen waren platziert. Nun begann das Bäumchen-wechsle-Dich-Spiel: Im Fünf-Minuten-Takt rückten die Herren einen Sitzplatz weiter. So durfte jede jeden kennenlernen. Auf einer Flirtliste konnte angekreuzt werden: Top oder Flop. Nur wenn sich beide wiedersehen wollten, wird später die E-Mailadresse weitergeleitet. Je später der Abend, um so redseliger die Gäste Radiomoderator Jan Luther und Mitorganisator Mirko Willbrandt animierten zum Partnertausch und sorgten für gute Stimmung – süße Donats und noch ein Glas Sekt taten ihr Übriges. Im Regional-Express begrüßte DB-Regionalleiter Peter Buchner die Flirtwilligen. Je später der Abend, um so redseliger die Gäste. Jael war etwas angestrengt vom vielen Erzählen. Mit zwölf Männern hatte sie geflirtet. „Es war alles dabei: von ‚muss nicht sein’ bis ‚wirklich sympathisch’.“ Mit manchem hätte sie gern länger gesprochen. Bei anderen merkte sie, dass fünf Minuten ganz schön lang werden können. Trotzdem fanden sich auf ihrer Liste vier Namen mit Kreuzchen bei „Wiedersehen“. Für die 27-jährige Projektmanagerin Kathrin war zwar kein Traumprinz dabei, aber sie fand den Abend „recht unterhaltsam“. Nach anderthalb Ringrunden Flirten im Eilzugtempo und einem Zieleinlauf über die Stadtbahn kam die Panorama-S-Bahn nach zwei Stunden am Hackeschen Markt an. Hier war noch lange nicht Endstation, denn viele der nun gar nicht mehr einsamen Herzen gingen noch auf einen Cocktail oder einen Tanz in die Oxymoron-Bar. Wer keine Chance hatte mitzufahren: Begegnungen mit sympathischen Mitreisenden sind in der S-Bahn und im Regional-Express immer möglich, nicht nur am Valentinstag. Übrigens: Für Heiratswillige, die sich an diesem Abend in der Panorama-S-Bahn kennen und liebengelernt haben, spendiert die S-Bahn Berlin die Hochzeit und eine Stunde Fahrzeit in der Panorama-S-Bahn. |
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